Ergebnisse einer aktuellen US-Studie stellen die Strategie des „vorsichtigen Zuwartens“ bei älteren Patienten mit Prostatakrebs in Frage
Bei Männern über 65 Jahren, die an einem lokal begrenzten Prostatakarzinom leiden, erhöht eine Bestrahlung oder operative Entfernung der Prostata die durchschnittliche Lebenserwartung um rund drei Jahre.
Zu diesem Ergebnis kommt eine große amerikanische Studie an knapp 49 000 Männern im Alter zwischen 65 und 80 Jahren, die jüngst auf einem Prostatakrebs Symposium in San Francisco vorgestellt wurde. In die Studie eingeschlossen wurden Patienten, bei denen mindestens ein Jahr vor Studienbeginn Prostatakrebs in einem frühen Erkrankungsstadium diagnostiziert wurde. Von diesen Patienten wurden 20 000 bestrahlt, 14 000 operiert und die restlichen 15 000 Patienten blieben unbehandelt.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Während bei den behandelten Patienten die durchschnittliche Lebenserwartung, sowohl nach Strahlentherapie als auch nach Totaloperation 13 Jahre betrug, lebten die unbehandelten Krebspatienten im Schnitt nur noch 10 Jahre. Dies spreche dafür, so die Forscher des Fox-Chase Krebszentrums in Philadelphia, die so genannte „watchful-waiting“ Strategie, also das vorsichtige Zuwarten, neu zu überdenken.
Denn noch immer wird bei älteren Patienten im frühen Stadium der Krebserkrankung häufig auf eine Therapie verzichtet. Der bisherige Grund: Da das Alter der Männer bei der Diagnose im Durchschnitt bei über 70 Jahren liegt und die Krebserkrankung in vielen Fällen sehr langsam fortschreitet, hat Prostatakrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen auf die Lebenserwartung einen geringeren Einfluss.
Individuell entscheiden
Für die Behandlung des Prostatakarzinoms eröffnet sich heute eine Vielzahl effektiver und erprobter Therapiemöglichkeiten. Neben der radikalen Entfernung der Prostata hat sich die Brachytherapie als etabliertes Verfahren der modernen Strahlentherapie besonders bewährt. „Mit der Seed-Implantation und dem Afterloading-Verfahren stehen uns heute hoch effektive und zugleich nebenwirkungsarme Methoden zur Therapie des Prostatakarzinoms auch für ältere Patienten zur Verfügung“, sagt Dr. Pedram Derakhshani, leitender Urologe vom Westdeutschen Prostatazentrum. Welche Therapie jedoch die richtige ist, müsse immer im Einzelfall entschieden werden.
Nähere Informationen zu der Studie finden Sie auf der Seite der American Society of Clinical Oncology