Innere Bestrahlung – effektiver, schonender und kostengünstiger als die Radikal-Operation
Harn-Inkontinenz, Erektionsstörungen, Impotenz? Gerade für jüngere Patienten mit Prostatakrebs spielen zu erwartende Nebenwirkungen bei der Auswahl der Therapie eine ganz entscheidende Rolle. Hier hat sich die Brachytherapie, eine spezielle Form der „inneren“ Bestrahlung“, nicht nur als hoch effektiv, sondern auch als nebenwirkungsarm erwiesen. Eine aktuelle Studie, die kürzlich auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie und Onkologie (ESTRO) vorgestellt wurde, belegt eindeutig: Wer statt der herkömmlichen Operation mittels Brachytherapie behandelt wird, kann mit einer deutlich besseren Lebensqualität nach dem Eingriff rechnen, ohne Einbußen in der Heilung zu befürchten. Hinzu kommt: Die Brachytherapie ist im Vergleich zur Total-OP wesentlich kosteneffektiver1.
Ob Operation, Brachytherapie oder äußere Bestrahlung - Die Heilungsraten liegen für Patienten, bei denen der Krebs auf die Prostata beschränkt ist, mit 90 Prozent sehr gut, unabhängig von der Art der Behandlung. „Ist die Entscheidung für eine Therapie gefallen, sollte daher das Augenmerk vor allem auf schonende Therapieverfahren gelegt werden“, betont Dr. Stephan Neubauer vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Doch leider sieht die Realität, zumindest in Deutschland, noch immer anders aus, moniert der Urologe. Die Operation steht nach wie vor an Platz eins der durchgeführten Therapien bei einem lokalisierten Prostatakarzinom. Und das trotz erheblicher Nebenwirkungen, wie Erektionsprobleme, sexuelles Desinteresse oder Harn-Inkontinenz. Jeder Fünfte bestätigt zudem operationsbedingte Komplikationen, wie starke Blutungen oder Darmverletzungen.
Beste Ergebnisse für Brachytherapie
Dabei bescheinigen immer mehr Untersuchungen der Brachytherapie die höchste Punktzahl hinsichtlich Lebensqualität und Patientenzufriedenheit. Bei dieser hochmodernen Form der Strahlentherapie wird der Tumor in der Prostata zielgenau von innen zerstört und Nachbarorgane wie Darm, Blase und Harnröhre geschont. Die Überlegenheit der Brachytherapie gegenüber der Totaloperation konnte erneut eine systematische Analyse von 55.000 Patientendaten belegen, die jüngst auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie und Onkologie vorgestellt wurde1. Untersucht wurden Heilungsrate, gesundheitsbezogene Kriterien zur Lebensqualität sowie Kosten der Therapie über einen Zeitraum von 10 Jahren. Das Ergebnis ist eindeutig: Sowohl die Seed-Implantation bei Patienten mit einem geringen Risiko als auch das HDR-Afterloading in Kombination mit einer äußeren Bestrahlung bei Prostatakrebs in einem fortgeschritteneren Stadium ist im Vergleich zur operativen Entfernung der Prostata mit einer deutlich höheren Lebensqualität verbunden.
Weniger Kosten durch Brachytherapie
Ein weiterer Pluspunkt: Insgesamt ist die Brachytherapie die kosteneffektivste Option bei der Behandlung von lokalisierten Prostatatumoren. Vor allem lange Regenerationszeiten nach der operativen Entfernung verursachen für die Patienten selbst, aber auch für Arbeitgeber und Krankenkassen hohe Kosten. So ist der Patient nach einer Total-OP im Durchschnitt 104 Tage krank geschrieben, während der Patient nach einer Brachytherapie seine Arbeit bereits am folgenden Tag wieder aufnehmen kann. Hinzu kommt die kosten- und zeitaufwendige Behandlung von therapiebedingten Komplikationen und Nebenwirkungen der Total-OP wie Harninkontinenz und Impotenz1.
“Ziel der Behandlung bei Patienten mit einem auf die Prostata begrenzten Tumor sollte immer sein, Heilung zu erreichen und durch die Erkrankung auftretende Einschränkungen der Lebensqualität möglichst zu vermeiden“, so Dr. Neubauer. „Hier ist uns die USA bereits einen großen Schritt voraus“, sagt der Urologe des Westdeutschen Prostatazentrums. Denn während in Deutschland erst 8 Prozent der Patienten mittels Brachytherapie behandelt werden, profitieren in den USA mit 25 Prozent bereits weitaus mehr Männer von der schonenden Therapie.