Die LDL-Brachytherapie (Seed-Implantation) ist in nationalen sowie internationalen Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften seit mehr als 20 Jahren eine etablierte Therapieoption für das lokal begrenzte Prostatakarzinom. Doch trotz der eindeutigen Evidenzlage untersucht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wiederholt den Stellenwert der Methode. In einem aktuellen Bericht vom 16. November 2018 kommt das Institut erneut zu dem Ergebnis, dass „mangels aussagefähiger Daten weiter unklar bleiben muss, ob die interstitielle Brachytherapie für Männer mit einem lokal begrenztem Prostatakrebs gegenüber anderen Verfahren Vorteile bietet oder nicht.“
Grundlage für das Ergebnis des aktuellen Rapports waren mit zwei neuen Studien lediglich ein Bruchteil der in den letzten Jahren erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten. Der Grund: Es wurden alle Studien ausgeschlossen, die den klinischen Verlauf der Brachytherapie anhand des PSA-freien Überlebens bewerteten. Dabei ist der PSA-Wert als Parameter für die Tumorkontrolle und damit für den Erfolg einer Therapie in der wissenschaftlichen Literatur Standard. Dies gilt sowohl für Studien zur Brachytherapie, Prostatektomie als auch zur externen Strahlentherapie.
Damit ignoriert das IQWIG nicht nur anerkannte Methoden wissenschaftlicher Forschung, sondern verhindert, dass Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom eine höchst effektive und nebenwirkungsarme Therapie erhalten. Vorteile der LDL-Brachytherapie hinsichtlich Kontinenz und Erektionsfähigkeit liegen klar auf der Hand und konnten selbst vom IQWIG nicht wegdiskutiert werden. In der Beurteilung wurden die besseren Daten zur Lebensqualität jedoch nicht berücksichtigt, da laut IQWIG eine direkte prospektive Vergleichsstudie fehle.
Doch das dies nicht realisierbar ist, hat die vom G-BA in Auftrag gegebene PREFERE-Studie, welche Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Einfluss auf die Lebensqualität der verschiedenen Behandlungsstrategien beim lokalisierten Prostatakarzinom klinisch gegeneinander testen sollte, wohl deutlich gezeigt. Warum stattdessen prospektiv vergleichende Kohortenstudien nicht in die Beurteilung des IQWIG einfließen, muss also politisch gewollt sein, da es keine eine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt.
Trauriges Fazit: Die neuerliche Fehl-Beurteilung der LDL-Brachytherapie führt unweigerlich dazu, dass auch in Zukunft in Deutschland Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom nicht so gezielt und gut behandelt werden wie es dem internationalen Standard entspricht. Nach wie vor wird damit einmal mehr die radikale Prostatektomie protegiert und Komplikationen und Lebensqualitätseinbußen dafür in Kauf genommen.