Großer Nutzen für Männer mit guter Gesundheit. Trotz vieler Befürworter wird der Nutzen des PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs noch immer kontrovers diskutiert. Der Grund: Im Durchschnitt müssen 48 Männer mit einem auffälligen PSA-Befund behandelt werden, um einen Todesfall zu verhindern. Die meisten Männer sterben also meist an anderen Erkrankungen, bevor sie dem Krebsleiden zum Opfer fallen. „Im Umkehrschluss hieße dies, dass Männer mit einem stabilen Gesundheitszustand wesentlich stärker vom Test auf das prostataspezifische Antigen (PSA) profitieren“, erklärt Dr. Pedram Derakhshani, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Dass dem tatsächlich so ist, konnte nun erstmals eine US-amerikanische Studie zeigen, die jüngst im renommierten Journal of Oncology erschienen ist.
Dazu nahmen amerikanische Wissenschaftler die Daten von mehr als 76.000 Männern unter die Lupe, die im Rahmen der PLOC (Prostate, Lung, Colorectal und Overian)-Studie über einen Zeitraum von sechs Jahren untersucht wurden. Bei einem Teil der Männer (Vorsorgegruppe) wurde jährlich ein PSA-Test durchgeführt. Bei auffälligen Ergebnissen erfolgte eine Biopsie (Gewebeentnahme). Die Kontrollgruppe erhielt dagegen ausschließlich eine normale ärztliche Betreuung. In beiden Gruppen wurde zuvor der Gesundheitszustand anhand eines Fragebogens dokumentiert.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Für Männer, die keinerlei oder nur gering ausgeprägte Begleiterkrankungen aufwiesen, war das Risiko in den sechs Jahren an einem Prostatakrebs zu sterben in der Vorsorgegruppe deutlich geringer als in der Kontrollgruppe. Dagegen zeigte sich bei Männern mit mindestens einer ausgeprägten Begleiterkrankung kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. „Die Studie zeigt uns eindrücklich, wie wichtig es gerade für Männer mit gutem Gesundheitszustand ist, jährlich den PSA-Wert bestimmen zu lassen“, kommentiert Derakhshani. „Häufig wird übersehen, dass die Früherkennung und entsprechende Behandlung des Prostatakrebses tatsächlich Leben retten kann.“ Zwar sei nicht auszuschließen, dass durch das PSA-Sreening Tumore entdeckt werden, die lebenslang nie Probleme bereitet hätten, doch der Nutzen des Tests überwiege.
Therapie mit minimalen Nebenwirkungen
Anstatt die jährliche Vorsorgeuntersuchung nicht wahrzunehmen, sollte, so der Kölner Urologe, der Fokus bei der Behandlung des Prostatakrebses vielmehr dahin gehen, optimale Heilungsraten bei minimalen Nebenwirkungen zu erzielen. Hierfür eignen sich vor allem moderne strahlentherapeutische Methoden, wie die Brachytherapie. Anders als bei der radikalen Entfernung der Prostata bleibt bei der „inneren Bestrahlung“ die Vorsteherdrüse erhalten. Durch das ultraschallgesteuerte Einbringen radioaktiver Stifte (Seeds) direkt in die Prostata, wird der Tumor gezielt zerstört und gleichzeitig das umliegende Gewebe geschont. In einigen Fällen reicht es sogar aus, den Krebs im Auge zu behalten und engmaschig zu kontrollieren (Aktive Überwachung).
Längst nicht jeder, bei dem ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde, leidet automatisch an anderen altersbedingten Krankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose oder Demenz „Dass sogar die meisten Patienten jenseits der siebzig fit und aktiv sind und eine hohe Lebensqualität haben, wird oftmals nicht in die Überlegungen zum Nutzen des PSA-Wertes einbezogen“, resümiert Dr. Derakhshani. Ein Versäumnis, welches im Einzelfall eine mögliche Krebsheilungverhindere.