WPZ stellte aktuelle Studie auf der EAU in Barcelona vor
Barcelona 18.4.2010 – – Prostatakrebs-Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Tumor profitieren von einer kombinierten Strahlenbehandlung. Dabei wird der Tumor sowohl von innen mittels HDR-Brachytherapie als auch von außen bestrahlt. Dies zeigt eine Studie des Westdeutschen Prostatazentrums, die jüngst auf der Jahrestagung 2010 der European Association of Urology (EAU) in Barcelona vorgestellt wurde.
Während die permanente Seed-Implantation vor allem bei Tumoren mit einem niedrigen Risiko als alleinige Therapie zum Einsatz kommt, wird die HDR-Brachytherapie in Kombination mit einer äußeren Strahlentherapie bei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom erfolgreich angewendet. Der Vorteil gegenüber der alleinigen Bestrahlung besteht darin, dass die Prostata mit einer hohen Dosis zielgenau bestrahlt werden kann und gleichzeitig die Strahlendosis auf die umliegenden Organe möglichst gering bleibt. Das Afterloading-Verfahren wird meist mit einer äußeren Bestrahlung kombiniert. „Damit gehen wir sicher, dass auch die Randbereiche der Prostata, wo Tumorzellen die Prostatakapsel durchbrechen können, bestrahlt werden“, erläuterte Dr. Pedram Derakhshani. Jedoch könne die Strahlendosis der äußeren Bestrahlung wegen der zusätzlichen und hochdosierten inneren Bestrahlung deutlich verringert werden. Strahlenbedingte Komplikation an Enddarm und Harnblase werden für den Patienten dadurch stark vermindert.
Lebensqualität bleibt erhalten
Eine aktuelle Studie des Westdeutschen Prostatazentrums konnte jetzt zeigen, dass eine HDR-Brachytherapie bei einem Prostatakarzinom mit mittlerem oder hohem Risikoprofil zu einer ausgezeichneten Heilungsrate und Lebensqualität bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen durch die Strahlenbelastung führt. Dazu wurden insgesamt 692 Patienten zwischen 2003 und 2008 mittels Afterloading-Technik als „Boost“ in Kombination mit einer äußeren Strahlentherapie behandelt. Erfasst wurden PSA-Werte, Harnfunktion bzw. Urinkontinenz und Sexualfunktionen sowie Auswirkungen der Behandlung auf die Lebensqualität mittels validierter Fragebögen.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Der PSA-Wert verringerte sich bei den Patienten mit mittlerem und hohem Risiko nach durchschnittlich 36 Monaten im Mittel von 12 ng/ml auf 0,19 ng/ml. Die biochemische Rezidivfreiheitsrate (PRFS) als Maß für die Wirksamkeit der Behandlung betrug nach 3 Jahren etwa 80 Prozent. Therapiebedürftige Komplikationen nach Behandlung traten äußerst selten auf. „Mitunter kann es zu lokalen Reizungen von Blase und Darm kommen. Unmittelbar nach dem Eingriff klagen zudem viele Patienten über häufiges Wasserlassen,“ betonte der Kölner Urologe. Allerdings verschwinden die Beschwerden in der Regel nach 3 bis 6 Monaten vollständig. Die Zahlen spiegeln sich in der Lebensqualität der Patienten wieder: So blieb der allgemeine Gesundheitszustand stabil und erreichte wieder das Ausgangsniveau vor der Behandlung.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Patienten sind in der Lage berufliche und private Aktivitäten schon nach wenigen Tagen wieder aufnehmen. Derakhshani: „Bei der HDR-Brachytherapie handelt es ich um einen kleinen schonenden Eingriff, der in der Regel kurzstationär durchgeführt wird und für den Patienten nur eine geringe Belastung darstellt.“