Trotz wachsender Beliebtheit bleibt die HIFU-Therapie beim lokalisierten Prostatakarzinom weiterhin ein experimentelles Verfahren. Ausreichend gesicherte wissenschaftliche Nachweise ihrer Wirksamkeit fehlen bislang. Stark fokussierte Ultraschallwellen werden durch ein Brennglas in die Prostata gelenkt. An den „Brennpunkten“ entstehen Temperaturen von rund 90 Grad Celsius, die das Tumorgewebe zerstören sollen. Die HIFU-Technologie (hochintensiv fokussierter Ultraschall) wird zunehmend zur Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms angefragt. Allerdings bleibt die Methode in Fachkreisen weiterhin umstritten.
„Die HIFU ist nach wie vor keine Behandlungsalternative in der Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms“, sagt Dr. Pedram Derakhshani vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln und verweist auf die deutsche S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom. Die unzureichende Datenlage lässt nicht zu, Wirksamkeit und Sicherheit sowie Heilungsraten der HIFU-Therapie sicher zu beurteilen, warnt der Kölner Urologe. Damit ist die Thermoablation immer noch als experimentelles Verfahren einzustufen und dem Patienten nicht zu empfehlen.
HIFU: Gefahr der Übertherapie
Darüber hinaus wird die HIFU oft bei Prostatatumoren angewendet, die ein sehr geringes Risiko aufweisen und nach den Empfehlungen der aktuellen Leitlinien auch einer „Aktiven Überwachung“ (Active surveillance) zugeführt werden können. „Der Nutzen der HIFU bleibt damit unklar“, so Derakhshani. Vielmehr bestehe die Gefahr einer „Übertherapie“. Ein weiterer Nachteil: Patienten mit einer größeren Prostata (über 25 ml) können nur mit der HIFU behandelt werden, wenn die Vorsteherdrüse zuvor durch Hormonentzug oder eine Ausschälung verkleinert wurde. Damit ist der Vorteil der HIFU, als minimal-invasiver Eingriff besonders schonend zu sein, nicht mehr gewährleistet, räumt der Urologe des Westdeutschen Prostatazentrums ein.
„Besteht die Notwenigkeit den Tumor zu behandeln, stehen dem Patienten heute gut erprobte und nach wissenschaftlichen Kriterien evaluierte Verfahren zur Verfügung“ sagt Derakhshani weiter und verweist auf schonende und nebenwirkungsarme Methoden wie die Brachytherapie . Der große Vorteil gegenüber der HIFU ist dabei, dass alle Tumorzellen in der Prostata bei der Bestrahlung erfasst werden und damit auch Prostatakrebs der mittleren Risikogruppe oder in Kombination mit einer äußeren Bestrahlung sogar der höheren Risikogruppe effektiv behandelt werden kann. Langzeitdaten belegen darüber hinaus eindeutig, dass die Brachytherapie im Vergleich zur OP gleiche Heilungsraten bei geringeren Nebenwirkungen erzielt.