Die LDL-Brachytherapie (Seed-Implantation) ist in nationalen sowie internationalen Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften seit mehr als 20 Jahren eine etablierte Therapieoption für das lokal begrenzte Prostatakarzinom. Eine jüngst veröffentlichte Studie konnte der Brachytherapie erneut eine hervorragende Wirksamkeit bescheinigen: Zehn Jahre nach Behandlung war die biochemische Rezidivfreiheit (kein Wiederanstieg des PSA im Blut nach Therapie) bei Patienten, die eine Seed-Implantation erhielten deutlich besser als bei Patienten, deren Prostata operativ entfernt wurde oder bei denjenigen, die eine äußere Bestrahlung erhielten.
In der so genannten retrospektiven Analyse untersuchten Wissenschaftler des Kaiser Permanente, Los Angeles Medical Centers rund 1500 Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom mittleren Risikos. Die Männer wiesen zum Zeitpunkt der Diagnose ein Tumorstadium von T2b-c, einen Gleason-Score von 7 (3 + 4 bzw. 4 + 3) sowie einen PSA-Wert von 10.1-20 auf. Behandelt wurden sie entweder mittels operativer Entfernung der Prostata, äußerer Bestrahlung oder Seed-Implantation. Die Ergebnisse bestätigen einmal mehr die hohe Effektivität der Brachytherapie: Während nach zehn Jahren nur 52 Prozent der operierten Männer und 57 Prozent der Patienten mit äußerer Bestrahlung biochemisch rezidivfrei waren, lag die Rate nach Seed-Implantation bei 82 Prozent.
„Die aktuelle Studie ist ein erneuter wissenschaftlicher Beleg dafür, dass die Brachytherapie auch bei Prostatakrebs-Patienten mit mittleren Risikoprofil auf lange Sicht in ihrer Wirksamkeit der OP überlegen ist“, betont Dr. Stephan Neubauer, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum (WPZ). Das Kölner Zentrum, welches zu den fallstärksten Institutionen in Deutschland und Europa zählt, kann die hohe Effektivität der Brachytherapie im Langzeitverlauf anhand eigener Patientendaten bestätigen. „Seit dem Jahr 2000 haben wir mehr als 8.000 Brachytherapien durchgeführt, davon allein 1.900 Patienten mittels alleiniger permanenter Seedimplantation behandelt und über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren nachverfolgt “, so der Urologe und Pionier der Brachytherapie in Deutschland.
Darüber hinaus wird mit der Studie erneut die Fehlbeurteilung der Brachytherapie durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) widerlegt. LINK zur Meldung. „Die Evidenzlage für die moderne Form der Strahlentherapie wird immer eindeutiger“, sagt Dr. Neubauer. Trotzdem werde die radikale Prostatektomie weiterhin protegiert und Komplikationen sowie Einbußen in Wirksamkeit und Lebensqualität dafür in Kauf genommen.
Goy BW, Burchette R, Soper MS et al.: Ten-Year Treatment Outcomes of Radical Prostatectomy Vs External Beam Radiation Therapy Vs Brachytherapy for 1503 Patients With Intermediate-risk Prostate Cancer. Urology 020 Feb;136:180-189. doi: 10.1016/j.urology.2019.09.040. Epub 2019 Nov 5.