Gelartiger Abstandhalter zwischen Enddarm und Prostata verringert strahlenbedingte Nebenwirkungen / WPZ wendet als eines der ersten Zentren in Deutschland das innovative SpaceOAR-System an.
Dank hochmoderner Medizintechnik und verfeinerter Methoden gewinnt die Strahlentherapie des Prostatakarzinoms zunehmend an Bedeutung. Bei Tumoren, die auf die Prostata begrenzt bleiben, hat sich vor allem die Brachytherapie (innere Bestrahlung) bewährt. Durch millimetergenaue Platzierung kleinster Strahlenquellen direkt in die Prostata, können Nachbarorgane wie Darm und Blase maximal geschont werden. Für noch mehr Sicherheit in der Bestrahlung ist es neuerdings möglich, einen gelartigen Abstandhalter, einen so genannten Spacer, zwischen Vorderwand des Enddarms (Rektum) und Prostata zu positionieren. Dadurch wird der Enddarm noch besser geschützt vor Strahlenschäden. Das Westdeutsche Prostatazentrum in Köln hat nun die ersten Patienten mit dem innovativen System erfolgreich behandelt.
Die Brachytherapie hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber der äußeren Bestrahlung: „Wir müssen nicht durch die gesunden Nachbarorgane hindurchstrahlen, um zum Zielorgan Prostata zu gelangen“, erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum. So ist auch die Strahlenbelastung an der Schleimhaut des Enddarms, der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Prostata liegt, wesentlich geringer als bei der äußeren Bestrahlung. Dennoch lassen sich strahlenbedingte Reizungen des Rektums und damit verbunden eine höhere Stuhlfrequenz nicht immer verhindern.
Abhilfe schafft nun das so genannte SpaceOAR-System. „Das Prinzip ist relativ einfach und trotzdem sehr effektiv“, so der Kölner Urologe. Es handelt sich dabei um ein Gel auf Wasserbasis (Hydrogel), das vor Beginn der Brachytherapie zwischen Prostata und Enddarm injiziert wird. Dadurch wird der Abstand zwischen den beiden Organen um etwa 1 cm vergrößert. „Das reicht aus, um die Strahlendosis auf das Rektum noch weiter zu minimieren und so strahlenbedingte Reizungen des Enddarms fast komplett zu unterbinden“, betont Dr. Neubauer.
Hiervon profitieren vor allem auch Patienten mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom, die sich zusätzlich zur Brachytherapie einer äußeren Bestrahlung unterziehen müssen. So zeigen aktuelle Studien bei Patienten, die eine intensitätsmodulierte Strahlentherapie erhalten, dass mit Einbringen des Gels, die Rate an Entzündungen des Enddarms (Proktitis) deutlich verringert werden konnte1. Gleichzeitig ist es möglich, im Bedarfsfall die applizierte Strahlendosis zu erhöhen, ohne das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen.
Der gelartige Spacer zwischen Prostata und Enddarm – und somit die Schutzwirkung während der Strahlentherapie – bleibt etwa sechs Monate lang erhalten. löst sich dann vollständig auf.