Prostatakrebs: Patienten mit Typ-2 Diabetes haben eine schlechtere Prognose
Während Patienten mit Typ 2-Diabetes generell ein erhöhtes Risiko haben an Krebs zu erkranken, gilt dies nicht für das Prostatakarzinom. Im Gegenteil: Eine Reihe von Studien weisen darauf hin, dass Männer mit Diabetes mellitus seltener vom Prostatakrebs betroffen sind als Männer ohne Diabeteserkrankung.
„Diabetiker erkranken zwar seltener an Prostatakrebs, haben dafür aber eine schlechtere Prognose, wenn ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird“, erläutert Dr. Pedram Derakhshani, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. So zeigt eine aktuelle Untersuchung1 der Universitätsklinik Tübingen, dass die Überlebensrate der Betroffenen reduziert ist, wenn gleichzeitig zum Prostatakarzinom ein Diabetes mellitus vorliegt. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Patienten mit Typ 2-Diabetes deutlich häufiger Lymphknotenmetastasen aufweisen als Patienten ohne Diabetes. Zudem sind Ausbreitung und Aggressivität des Tumors bei Männern mit Diabetes generell höher, wie die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen.
HDR-Afterloading bei fortgeschritten Tumoren
„Prostatakrebspatienten, die gleichzeitig an Typ 2-Diabetes erkrankt sind, stellen eine besondere Herausforderung dar“, betont Dr. Derakhshani. Aufgrund ihrer schlechteren Prognose haben sie generell ein höheres Risiko, dass sich zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Ausläufer des Tumors außerhalb der Prostatakapsel befinden“, so der Kölner Urologe.
Zunächst müssen Stadium und Ausbreitung des Tumors präzise diagnostiziert werden. Hierzu nutzen die Kölner Spezialisten in Zusammenarbeit mit der Radiologie der KLINIK am RING ein ultra-hochauflösendes MRT und kombinieren dieses mit einer MRT-gestützten Stanzbiopsie. Liegt ein Prostatakarzinom der mittleren oder hohen Risikogruppe vor, werden mit einer speziellen Form der Brachytherapie, dem so genannten HDR-Afterloading die besten Ergebnisse hinsichtlich Heilungsrate und Nebenwirkungen erzielt2/3.
Beim HDR-Afterloading fährt eine hochaktive Strahlenquelle temporär in zuvor implantierte Nadeln und bestrahlt den Tumor direkt vor Ort. Durch eine exakte Verteilung der Strahlendosis kann der Tumor bestrahlt werden, ohne umliegende Strukturen wie Harnblase, Darm oder Schließmuskel zu schädigen. Der Vorteil: „Kombiniert mit einer äußeren Bestrahlung können bei Bedarf Randbereiche der Prostata und lokale Lymphknoten mit behandelt werden“, erläutert Dr. Derakhshani. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor erneut im Bereich der Prostata (Lokalrezidiv) auftritt, ist daher nach einer kombinierten Brachytherapie geringer als nach einer Radikaloperation.
Warum jedoch Patienten mit Typ 2-Diabetes eine schlechtere Krankheitsprognose aufweisen, konnten die Tübinger Wissenschaftler nur in Ansätzen klären. So scheint die insulinabhängige Signalübertragung im Prostatakarzinom verändert. Dies wiederum führt zu einer verstärkten Produktion von Eiweißen, welche, die Zellteilung im Tumor anregen4. Hier besteht jedoch weiterhin noch viel Forschungsbedarf, um die genauen Prozesse aufzudecken.