Patienten, bei denen Prostatakrebs erneut aufgetreten ist, profitieren von einer Kombination aus Strahlentherapie und Hormonbehandlung. Dies konnte eine amerikanische Multi-Center Studie belegen, die jüngst im renommierten Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.
Steigt der PSA-Wert nach Strahlentherapie oder operativer Entfernung der Prostata wieder dauerhaft an, ist dies oftmals ein Zeichen dafür, dass der Tumor erneut wächst. Mehr als ein Viertel der Patienten nach radikaler Prostatektomie oder nach Strahlenbehandlung erleiden einen Krankheitsrückfall (Rezidiv). „Liegen keine Metastasen vor, kann eine Strahlenbehandlung, die so genannte „Salvage“- Strahlentherapie als Brachytherapie oder äußere Bestrahlung bei etwa der Hälfte der Männer eine Heilung erreichen“, erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum (WPZ) in Köln.
HDR-Brachytherapie nach Prostatakrebs-Rezidiv
Gute Erfolge erzielen die Kölner Prostataspezialisten bei Patienten mit einem Lokalrezidiv mit einer hochspezialisierten Form der Strahlenbehandlung, dem so genann-ten Afterloading-Verfahren (HDR-Brachytherapie). Dabei wird eine Strahlenquelle mit hoher Dosisleistung direkt in die Prostata gebracht, um erneut wachsende Tumorzellen gezielt zu zerstören. „Eine Afterloading-Therapie kann sowohl nach vorhe-riger OP als auch nach einer Bestrahlung oder Brachytherapie als „Salvage“-Behandlung durchgeführt werden“, erklärt der Kölner Experte. Vorteile gegenüber einer Radikaloperation als „Salvage“-Therapie sind neben gleichwertiger Erfolgsraten gemessen am PSA-Wert (biochemische Kontrolle) vor allem auch eine bessere Lebensqualität bei geringeren Nebenwirkungen.
Überlebensvorteil durch kombinierte Hormontherapie
Der Frage, ob eine Behandlung mit Hormonen zusätzlich zur Strahlentherapie einen Vorteil für die betroffenen Männer bringt, gingen amerikanische Wissenschaftler in einer Langzeitstudie nach, deren Ergebnisse jüngst im New England Journal of Medi-cine erschienen sind. Untersucht wurden insgesamt 760 Patienten von 130 verschiedenen Zentren, die nach operativer Entfernung der Prostata einen Krankheitsrückfall erlitten, jedoch frei von Metastasen waren. Davon erhielten die Hälfte der Männer nach dem Zufallsprinzip eine alleinige Strahlentherapie, die andere Hälfte eine Kombination aus Strahlentherapie und zweijähriger Hormonbehandlung mit dem Anti-Androgen Biculamid.
Die Studienergebnisse belegen eindeutig den positiven Nutzen einer zusätzlichen Hormontherapie auf die Überlebensaussichten: So betrug die jährliche Gesamtüber-lebensrate nach einer Beobachtungszeit von 12 Jahren in der hormontherapiebehandelten Gruppe 76 Prozent gegenüber 71 Prozent in der Gruppe der Männer, die ausschließlich eine Strahlentherapie erhielten. Auch das Risiko Metastasen zu bilden war bei zusätzlicher Gabe von Biculamid mit 14,5 Prozent gegenüber 32 Prozent deutlich geringer. Hinsichtlich der Häufigkeit strahlenbedingter Spätschäden gab es zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied. Allerdings kam es erwartungsgemäß bei den hormonbehandelten Männern häufiger als Nebenwirkung auf die Anti-Androgentherapie zu einer Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie).
Auch das Westdeutsches Prostatazentrum setzt in vielen Fällen auf die kombinierte Behandlung beim Prostatakrebs-Rezidiv: „Mit einer Hormonbehandlung, die wir zusätzlich zur Salvage-Strahlentherapie durchführen, können wir die Heilungs- bzw. Überlebenschancen deutlich verbessern und die Gefahr einer Bildung von Metastasen in anderen Organen senken“, resümiert Dr. Neubauer.