Männer, bei denen Prostatakrebs diagnostiziert wurde, profitieren von der Seed-Implantation auch im Langzeitverlauf. Dies bestätigt jüngst eine Studie der British Columbia Cancer Agency in Vancouver. Die hohe Effektivität bei gleichzeitig sehr geringen Nebenwirkungen macht das strahlentherapeutische Verfahren zur Therapie der Wahl beim lokalisierten Prostatakarzinom.
In fast 80 Prozent der Fälle befindet sich Prostatakrebs zum Zeitpunkt der Diagnose in einem Stadium, in dem der Tumor auf das Organ beschränkt und die Chance auf Heilung sehr gut ist. Es gibt mehrere Möglichkeiten ein lokalisiertes Prostatakarzinom zu behandeln. Zu den etablierten Verfahren zählen die Strahlentherapie mit der äußeren (externen) Bestrahlung und der Brachytherapie sowie die Operation und die Strategie des kontrollierten Abwartens (Active Surveillance).
Die Brachytherapie ist eine moderne Form der Bestrahlung, bei der die Prostata durch die Implantation von wenigen millimetergroßen Strahlenquellen (s.g. Seed-Implantation) von innen bestrahlt wird. Das hat den Vorteil, dass Nachbarorgane wie Harnröhre, Blase und Enddarm vor möglichen Strahlenschäden optimal geschützt werden. „Die Brachytherapie galt in Deutschland lange Zeit nur als Alternative zur herkömmlichen Operation“, erklärt Dr. Stephan Neubauer vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Dabei zeigt die wissenschaftliche Forschung eindeutig auf, dass die Wirksamkeit der Brachytherapie - und damit die Möglichkeit eine vollständige Heilung der Krebserkrankung zu erreichen - einer Operation mindestens ebenbürtig ist.
Bei Tumoren in fortgeschritteneren Stadien (intermediate und high-risk Karzinome) ist die Wirksamkeit der Brachytherapie der OP sogar überlegen. „Darüber hinaus sind die Nebenwirkungen als Folge der Behandlung deutlich geringer“, konstatiert Neubauer. „Vor allem Verluste in der Fähigkeit den Urin zu halten sowie Potenzprobleme machen Männern nach OP zu schaffen“.
Seed-Implanatation hocheffektiv
Aber auch auf lange Sicht profitieren Männer mit einem lokalisierten Prostatakarzinom von der Seed-Implantation, wie eine aktuelle Studie1 der British Columbia Cancer Agency belegt. Insgesamt wurden 2339 Männer mit Prostatakrebs in einem geringen und mittleren Stadium mit der Seed-Implantation behandelt. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt zusätzlich eine Hormonbehandlung. Nach einer Verlaufskontrolle von durchschnittlich 7,5 Jahren hatten 87 Prozent der Patienten weiterhin einen stabilen PSA-Wert (PSA unter 0,04). Sechs Prozent zeigten ein leicht erhöhten PSA-Wert und neun Prozent einen PSA-Wert größer 2, der als biochemisches Rezidiv zu werten ist. Dabei war bei Patienten, die zuvor eine Hormontherapie erhielten, die Wirksamkeit der Seed-Implantation im Langzeitverlauf besser.
OP schneidet schlechter ab
Im Gegensatz dazu zeigte eine Studie2 der Universität Toronto an 2643 Prostatakrebs-Patienten, die mit einer radikalen Prostataektomie behandelt wurden, dass nur 79 Prozent mit geringen Risiko und 59 Prozent mit mittleren Risiko nach fünf Jahren einen stabilen PSA-Wert (PSA unter 0,05) aufwiesen.
Westdeutsches Prostatazentrum bestätigt Studiendaten
Dr. Neubauer vom Westdeutschen Prostatazentrum kann die hervorragende Wirksamkeit der Brachytherapie im Langzeitverlauf anhand eigener Patientendaten bestätigen. „Seit dem Jahr 2000 haben wir mehr als 7000 Brachytherapien durchgeführt, davon allein 1800 Patienten mittels permanenter Seedimplantion bei low-risk Prostatakarzinom behandelt und über einen Zeitraum von bis zu 17 Jahren nachverfolgt “, so der Urologe und Pionier der Brachytherapie in Deutschland. „Wir können die erhoben Daten aus Kanada anhand der eigenen Erhebungen hunderprozentig bestätigen.“