Bislang hatte sich Experten in den USA ausdrücklich gegen einen flächendeckenden Einsatz des PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs ausgesprochen. Ihr negatives Urteil über seinen Nutzen hat die US. Preventive Services Task Force (USPSTF) inzwischen revidiert. Grund für die 180-Grad-Wende sind neue Studienergebnisse, die eine eindeutige Abnahme der Sterblichkeit und Metastasierung bei PSA-getesteten Männern belegen sowie eine Neubewertung der amerikanischen PSA-Studie (PLCO).
Die Kritik der Experten in den USA am PSA-Test ging vor allem auf eine amerikanische Studie an mehr als 75.000 Patienten zurück, die 2012 im New England Journal of Medicine publiziert wurde. Danach gab es in Hinblick auf das Risiko an Prostatakrebs zu sterben, keinen Unterschied zwischen Männern, die einen Test auf das prostataspezifische Antigen (PSA) im Blut durchführen ließen und denen, die darauf verzichteten. Eine aktuelle Analyse der Studie1 deckte jedoch große methodische Mängel auf. So wurde im Nachhinein festgestellt, dass sich 90 Prozent der angeblich Nicht-getesteten Männer doch heimlich hatten testen und wenn erforderlich auch therapieren lassen.
Überlebensvorteil und geringeres Metastasierungsrisiko
Des Weiteren hat eine aktualisierte Auswertung der 2009 erstmals publizierten europäischen Studie (ERSPC-Studie)2 das US-Expertengremium bewegt, den Stellenwert des PSA-Tests in der Früherkennung von Prostatakrebs neu zu bewerten. Danach führt die regelmäßige Überprüfung des PSA-Wertes zu weniger Metastasen und reduziert die Sterblichkeit durch Prostatakrebs. Die Studie zeigt, dass die Prostatakrebssterblichkeit durch ein PSA-Screening in 13 Jahren um rund 20 Prozent gesenkt werden kann.
„Ein klarer Beweis für den Nutzen des PSA-Tests in der Prostatakrebsvorsorge“, sagt Dr. Stephan Neubauer vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Allerdings, so der Urologe, sei der richtige Umgang mit den Testergebnissen wesentlich für das weitere Vorgehen. Immer wieder komme es vor, dass PSA-Werte falsch interpretiert und vorschnell gehandelt wird. So kann zum Beispiel eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine Entzündung zu erhöhten aber unbedenklichen PSA-Werten führen. „Essentiell wichtig ist immer eine fachlich-fundierte Bewertung der Gesamtbefunde eines Mannes und nicht ein isoliertes Bewerten nur des PSA,“ resümiert Dr. Neubauer.