Viele Männer befürchten nach erfolgreicher Prostatakrebs-Behandlung erneut an einem bösartigen Tumor zu erkranken. Gerade die Strahlentherapie steht in Verdacht, das Auftreten von Darm- und Blasenkrebs zu begünstigen. „Doch dank modernster strahlentherapeutischer Verfahren, wie der inneren Bestrahlung mittels Brachytherapie, ist es heute möglich, gesundes Gewebe vor Strahlenschäden optimal zu schützen“, erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum in Köln.
Den Beweis dafür, liefert u.a. eine große Vergleichsstudie der British Columbia Cancer Agency (1) an mehr als 6400 Männern. Die kanadischen Wissenschaftler konnten zeigen, dass Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom, die sich einer speziellen Form der Brachytherapie, der sogenannten Seed-Implantation, unterzogen hatten, sowohl fünf als auch zehn Jahre nach der Behandlung kein höheres Risiko aufwiesen an einem Zweittumor zu erkranken als Männer, deren Prostata in einer Operation entfernt wurde. Dies galt nicht nur für Zweitmalignome außerhalb des Beckens wie etwa Lungenkrebs, sondern auch für Tumoren an Blase und Enddarm. Ob ein Zweittumor nach Prostatakrebsbehandlung auftrete, hänge laut der Studienautoren vielmehr davon ab, ob der Patient Raucher war oder sich bereits in einem höheren Lebensalter befand.
Auch eine US-amerikanische Studie (2) an 2120 Patienten belegt, dass Männer, die sich einer Brachytherapie unterziehen, kein höheres Risiko für die Entwicklung eines Zweittumors befürchten müssen. Das gilt sowohl für die Seed-Implantation als auch für das HDR-Afterloading kombiniert mit einer äußeren Bestrahlung.
„Hochmoderne Computertechnik und der Einsatz bildgebender Verfahren machen es uns möglich, das Zielgebiet millimetergenau zu erfassen und die Prostata punktgenau zu bestrahlen,“ sagt Dr. Neubauer. So werden bei der Brachytherapie im Gegensatz zur äußeren Bestrahlung kleinste Strahlenquellen (Seeds) direkt in den Tumor eingebracht. Die Seeds verbleiben dort über mehrere Monate und geben hochdosierte Strahlung gezielt auf das Tumorgewebe ab. „Das hat den Vorteil, dass der Tumor zerstört wird ohne umliegendes gesundes Gewebe wie Harnblase, Dickdarm oder Schließmuskel zu schädigen,“ so der Kölner Urologe.
Dennoch sei es wichtig, im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen auch auf Zweittumore zu achten“, betont Dr. Neubauer. Blase und Enddarm sollten daher in regelmäßigen Abständen untersucht werden. Das habe weniger mit der Bestrahlung oder Operation zu tun, sondern vielmehr mit der möglicherweise höheren Neigung (Disposition) der Patienten an Krebs zu erkranken, so der Kölner Spezialist.